Fußball Bundesligist FSV Mainz 05 besiegt Regionalligist TuS Koblenz in Mörschied 4:0 – Viel Lob für die Organisation

Von unserem Redakteur Sascha Nicolay

Mörschied. Viel hat nicht gefehlt, und fast 2000 Zuschauer wären in Mörschied Zeuge geworden, wie die Partie des FSV Mainz 05 gegen die TuS Koblenz, die 4:0 endete, in die Fußballgeschichte eingegangen wäre – und zwar als das Testspiel mit der schnellsten Roten Karte für einen Bundesligaspieler gegen eine unterklassige Mannschaft.

Keine vier Minuten waren gespielt, als der Mainzer Rechtsverteidiger Giulio Donati dem Koblenzer Neuzugang Erik Wekesser mal zeigte, wo in Kopfballduellen im Bundesligaluftraum der Hammer hängt und ihm den Ellenbogen in den Nacken rammte. Wekesser ging zuerst zu Boden und dann blutend und schimpfend vom Platz, ehe seine Risswunde im Nacken mit sechs Stichen genäht werden musste. Schiedsrichter Jan-Erik Breuer, der von dieser Saison an erstens in der Oberliga und zweitens für den SV Buhlenberg pfeifen wird, dürfte auch kurz überlegt haben, ob er Rot ziehen soll. Doch dann entschied er sich für die Gelbe Karte – eine dunkelgelbe ins rötlich schimmernde. Für Petrik Sander, den Koblenzer Coach, war das okay – eindeutig nicht aber die Reaktion von Donati danach, dem er ins Stammbuch schrieb: „Wir haben keine Rote Karte verlangt, denn Fußball ist ein Männersport, wo solche Dinge passieren, aber ich erwarte Respekt und dass nicht so getan wird, als sei nichts gewesen und der Ball gespielt worden.“

Dampf auf dem Kessel und Koblenz zunächst gefährlicher

Allein diese Aktion machte deutlich, dass sich der Bundesligist aus Mainz und der Regionalligist aus Koblenz alles andere als ein lockeres Freundschaftsspielchen lieferten. Gerade in den ersten 45 Minuten war richtig Dampf auf dem Kessel, beide Parteien gingen mit viel Engagement und mächtig Tempo zur Sache und – Überraschung – sie begegneten sich auf Augenhöhe, oder, spöttischer ausgedrückt: der FSV Mainz 05 hielt ganz ordentlich mit. Auch Sandro Schwarz lobte die Koblenzer. „Der Gegner hat das gut gemacht“, sagte der neue Coach des FSV Mainz 05 und unterschlug dabei, dass es alleine seinem überragend haltenden Torwart Jannik Huth aus Guldental zu verdanken war, dass die Koblenzer zur Pause nicht in Führung lagen. Die Zuschauer kamen also auf ihre Kosten – wegen eines ansehnlichen, zum Teil mitreißenden Spiels, aber natürlich auch wegen der erstklassigen Organisation des TuS Mörschied und des TuS Breitenthal. Da passte einfach alles. Von der Einweisung auf die Parkplätze über die Sicht aufs Spielfeld bis zur Verpflegung. Und wenn es ein Problem oder eine Frage gab, irgendein Mörschieder oder Breitenthaler konnte Auskunft geben und weiterhelfen – einfach klasse. Auch der FSV Mainz 05 trug seinen Teil bei und gab sich volksnah. Wirklich jeder Autogrammwunsch wurde erfüllt.Belohnt wurden die Mühen mit exakt 1982 zahlenden Zuschauern. „Wir sind zufrieden – sowohl mit der Organisation als auch mit der Anzahl der Zuschauer“, sagte Michael Dalheimer, der Vorsitzende des TuS Breitenthal. Sein Mörschieder Pendant, Christoph Dietrich stieß ins gleiche Horn: „Es war super. In Anbetracht der Wetterlage sind 2000 Zuschauer für einen Dienstagabend ein klasse Wert.“

Spitzenbeifall für die Spitzenplatzwartbrüder Zimmer

Nicht wenige davon dürfte die Neugier auf einen ehemaligen Nationaltorhüter auf das Mörschieder Sportgelände getrieben haben. Alle wollten René Adler sehen – und eine Riesentraube von Autogrammjägern sammelte sich nach der Partie um den prominenten Schlussmann.

Mindestens genauso viele Autogrammjäger hätten eigentlich Elmar und Rainer Zimmer verdient gehabt. Die Brüder sind die Platzwarte des TuS Mörschied, und sie hatten den Bundesliga- und Regionalligaakteuren eine Spielfläche zusammengezaubert, wie sie nirgendwo auf der Welt besser sein kann. Mainz 05 und TuS Koblenz spielten nicht auf Rasen, sondern auf einem drei Zentimeter langen Naturgrünteppich. „Eigentlich will man da sofort auf den Platz laufen und mitspielen“, staunte beispielsweise Bruno Zimmer, der ehemalige Oberbürgermeister Idar-Obersteins, der für die Stefan-Morsch-Stiftung in Mörschied war, während Uwe Weber, der als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Herrstein die Begrüßung beider Mannschaften übernahm, augenzwinkernd meinte: „Ich traue mich da gar nicht drauf, weil ich Angst habe, dass ich was kaputt mache.“ Nullfünf-Coach Sandro Schwarz bezeichnete das Geläuf als „sehr, sehr gut“, während Elmar Zimmer lakonisch meinte: „Wir haben uns Mühe gegeben.“ Der souveräne Platzsprecher Olaf Paare lobte die beiden Brüder via Mikrofon für ihr Werk, die prompt mehr Applaus einheimsten als unmittelbar zuvor René Adler beim Betreten des heiligen Rasens.

René Adler zunächst auf der Bank

Der Ex-Nationalkeeper spielte nicht von Anfang an und gab beim Einschießen der Startelfspieler den Sparringspartner im Kasten. Mit Wonne dürfte er sich auf den grünen Teppich geworfen haben und zeigte Fachmännern dabei, wie schnell ein Spitzentorwart am Boden ist und wie sicher man Aufsetzer in die Ecke zur Seite ablenken kann. Allein diese Kostprobe war beeindruckend, und die Schussübungen seiner Kollegen waren für Adler anstrengender und fordernder als sein Auftritt im Trikot. In den zweiten 45 Minuten machte Mainz 05 dann nämlich den Klassenunterschied zu Koblenz deutlich. Adler hatte nach genau 24 Minuten in Hälfte zwei seinen ersten Ballkontakt nach einem Rückpass, und es dauerte noch einmal weitere acht Minuten, bevor er den Ball zum ersten Mal in die Hand nahm. Aber einer wie er muss bei seinem Trainer auch keine Eigenwerbung betreiben.

Jannik Huth aus Guldental glänzt

Jannik Huth geht es da anders, und der U21-Nationaltorwart hatte in Mörschied ordentlich Gelegenheit, um auf sich aufmerksam zu machen. Dreimal reagierte er prächtig und verhinderte einen Koblenzer Treffer. Entsprechend zufrieden war er mit seiner Leistung und ließ auch durchblicken, dass er sich nicht kampflos hinter Adler einreihen und auf die Ersatzbank setzen möchte: „Ich kann von ihm lernen, aber ich versuche mich auf jeden Fall auch zu zeigen und dem Trainer anzubieten“, sagte Huth und ergänzte: „Leistungen wie gegen Koblenz helfen mir dabei.“ Peter Auer, der Torwarttrainer von TuS Koblenz, war jedenfalls beeindruckt von Huth und lobte: „Er hat das wirklich sehr gut gemacht.“

Mutige Koblenzer

Dass Huth so glänzen konnte, lag an einer couragierten Vorstellung der TuS Koblenz in der ersten Hälfte. Petrik Sander hatte von seiner Mannschaft einen mutigen Auftritt gefordert. „Es bringt keinem etwas, wenn wir uns in so einem Spiel hinten reinstellen. Wir wollten unser Heil in der Flucht nach vorne suchen“, stellte der TuS-Coach klar. Seine Mannschaft lieferte, attackierte mutig früh und stürzte Mainz 05 gerade über die rechte Seite in einige Abenteuer. Huth stand einem Treffer im Weg und Sander konstatierte: „Uns hat eigentlich nur der krönende Abschluss gefehlt.“ Obwohl die linke Mainzer Seite mit Neuzugang Viktor Fischer und dem zum Linksverteidiger umfunktionierten und dabei schon gegen Koblenz überforderten Gerrit Holtmann der TuS immer wieder Chancen eröffnete, gingen die Nullfünfer mit einer 1:0-Führung in die Pause. „Deshalb spielen die in der Bundesliga und wir in der Regionalliga“, sagte TuS-Torwarttrainer Auer. „Die machen aus einer Chance ein Tor, wir aus vier keins.“ Das Tor schoss Pablo De Blasis per Handelfmeter (29.). Zuvor war ein Flankenversuch des Argentiniers von TuS-Verteidiger Marco Müller mit der Hand geblockt worden. Linienrichter Matthias Fuchs zeigte das Vergehen an und Breuer pfiff den Elfmeter – eine richtige Entscheidung.

In Hälfte zwei Koblenz chancenlos

Zur zweiten Hälfte wechselte Mainz 05 achtmal, während Koblenz zunächst ohne weitere Wechsel weitermachte. Und nun lief die Partie so, wie man sich ein Testspiel eines Bundesligisten gegen einen drei Klassen tiefer angesiedelten Gegner vorstellt. Bei der TuS schwanden die Kräfte, während die Nullfünfer das Tempo erhöhten, sicher kombinierten und immer wieder gezielt in die Schnittstellen der Koblenzer Viererkette stachen. Das 3:0 von Robin Quaison (57.) und das 4:0 von Aaron Seydel (66.) fielen so. Beim Kopfballtor von Karim Onisiwo zum 2:0 (50.) sah Patrick Bade, der Testspieler im TuS-Tor, ziemlich alt aus und dürfte auch sonst wenig Freude an der Partie gehabt haben.

Schwarz hat Spaß in Mörschied

Ganz im Gegensatz zu Sandro Schwarz. Dem Mainzer Coach gefiel es in Mörschied. Er lobte die „sehr, sehr gute Atmosphäre“ und die Organisation des TuS Mörschied und des TuS Breitenthal als „überragend“ und „sensationell“. Auch mit dem Auftritt seines Teams war er einverstanden: „Wir wollten gut Fußball spielen in dieser Testpartie, und das haben wir auch umgesetzt. In der ersten Hälfte hatten wir noch einige Ballverluste, aber auch da war immer Zug im Spiel.“ Total positiv bewertete der Coach den zweiten Durchgang: „Da hatten wir mehr Tiefenläufe und gute Gegenpressingaktionen. Es war eine erneute Steigerung.“ Auch Schwarz betonte, dass in den ersten 45 Minuten „richtig Dampf“ in der Partie war.

So viel Dampf, dass es sogar noch einmal ruppig wurde. TuS-Kapitän Michael Stahl beharkte in der 45. Minute De Blasis – ein klares Foul, aber der Argentinier verlor die Beherrschung und trat deutlich sichtbar nach. Es besteht kein Zweifel, dass auch hier eine Rote Karte möglich gewesen wäre. Doch wieder regelte Schiri Breuer die Sache unaufgeregt und beließ es bei der Gelben Karte (die zweite mit einem Rotton). Aber viel fehlte nicht, und es hätte einen weiteren Grund gegeben, weshalb fast 2000 Zuschauer in Mörschied beinahe Fußballgeschichte erlebt hätten – nämlich zwei Platzverweise für Bundesligaspieler in der ersten Hälfte eines Testspiels gegen einen unterklassigen Kontrahenten.

FSV Mainz 05; 1. Hälfte: Huth – Donati, Scheithauer, Bell, Holtmann – Rodriguez, Klement – De Blasis, Maxim, Fischer – Muto.

FSV Mainz 05; 2. Hälfte: Adler – Onisiwo, Scheithauer, Balogun, Brosinski – Rodriguez (61. Frei), Klement (61. Serdar) – Jairo, Seydel, Quaison – Kodro.

TuS Koblenz: Keilmann – Antonaci (68. Koch), Von der Bracke, Schüler, Müller (59. Nalbantis) – Glockner, Stahl (68. Arndt) – Lahn, Wekesser (8. Käfferbitz), Popovits (59. Engels)– Bozic.

Schiedsrichter: Breuer (SV Buhlenberg).

Zuschauer: 1982 in Mörschied.

Tore: 1:0 De Blasis (29. Handelfmeter), 2:0 Onisiwo (50.), 3:0 Quaison (57.), 4:0 Seydel (66.).

Beste Spieler: Huth, Jairo, Seydel – Antonaci, Lahn, Popovits.

 

Sandro Schwarz, der neue Trainer des FSV Mainz 05, hatte sichtlich Spaß in Mörschied. Seine Spieler folgten dem Beispiel des Coaches. Sie präsentierten sich volksnah, stellten sich zu Selfies mit den Fans und schrieben geduldig Autogramme. Foto: Joachim Hähn

In Mörschied ging es zur Sache, und Schiedsrichter Jan-Erik Breuer vom SV Buhlenberg musste hellwach sein. Foto: Joachim Hähn

Stimmen rund um das Spiel Mainz 05 - TuS Koblenz

Petrik Sander, Trainer TuS Koblenz: Das Spiel ist überragend organisiert, der Platz ist top, alles ist gut.

Christian Müller; Trainer TuS Mörschied II: Koblenz hat über 60 Minuten eine sehr, sehr gute Leistung gezeigt und hatte in Hälfte eins auch die besseren Chancen. Beide Mannschaften haben das Spiel ernst genommen.

Rainer Becker; Fußball-Abteilungsleiter TuS Mörschied: Die Veranstaltung war rundum gelungen. Wir sind auch mit der Zuschauerzahl zufrieden. Ich denke, dass alles top organisiert war und sich die zig Arbeitseinsätze gelohnt haben. Klasse war, wie sich Mainz 05 verhalten hat. Sie waren überhaupt nicht abgehoben und haben uns unterstützt.

Timo „Kiki“ Conradt; Trainer des TuS Breitenthal: In der Partie war überraschend hohes Tempo. Deshalb gab es auch ein ansehnliches Spiel. Insgesamt war die Veranstaltung sehr gelungen.

Axel Rolland; Fußball-Kreisvorsitzender: Die Veranstaltung war sehr gut organisiert. So, wie man es von den Vereinen aus dem Kreis Birkenfeld kennt. Die Zuschauerzahl hat gezeigt, dass so ein Highlight immer noch ankommt.

Sandro Schwarz; Trainer Mainz 05: So viele Zuschauer, so eine Kulisse motiviert uns natürlich für die kommende Saison.

Ich habe noch keine Wurst gegessen, aber es riecht sehr, sehr lecker“

Sandro Schwarz, der Trainer des FSV Mainz 05 gefällt es in Mörschied schon wegen der Bratwürstchen...

Bruno Zimmer; ehemaliger Oberbürgermeister Idar-Obersteins: Mir hat die ehrenamtliche Initiative der Vereine imponiert, und ich bin froh, dass es eine so große Zuschauerresonanz gegeben hat. Für die Stefan-Morsch-Stiftung war die Veranstaltung ebenfalls ein toller Erfolg. 33 Menschen haben sich typisieren lassen. Das sind 33 potenzielle Lebensretter.

Michael Dalheimer; Vorsitzender TuS Breitenthal: Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Bei uns in Breitenthal wäre sie von der Infrastruktur her gar nicht möglich gewesen.

Christoph Dietrich; Vorsitzender TuS Mörschied: Es war so, wie man es sich vorstellt. Alles hat funktioniert, es gab keine Kritikpunkte. Es war eine Ehre Gastgeber für Mainz 05 zu sein, und ich bin echt begeistert, wie unkompliziert die Nullfünfer sich uns gegenüber präsentiert haben.

Danke, für die Zeit beim HSV“

Uwe Weber, Bürgermeister der VG Herrstein und HSV-Fan, zu René Adler.

Jürgen Falz, Vorsitzender des TV Hettenrodt: Die TuS Koblenz hat in der ersten Hälfte ausgezeichnet gespielt. Der TuS Mörschied und der TuS Breitenthal haben das als Veranstalter überragend gemacht. Aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Es hatte alles gestimmt, auch Details, wie dauerhaft gekühlte Getränke. Die Fußballvereine im Kreis sind perfekt repräsentiert worden.

René Adler; Torwart Mainz 05: Auch wenn Koblenz in der vierten Liga spielt, muss man gegen solche Gegner immer höllisch aufpassen, das sieht man auch immer wieder im Pokal. Koblenz kam in der ersten Hälfte zu vielen Möglichkeiten, weil wir uns zu einfache individuelle Fehler geleistet haben. So etwas darf uns gegen höherklassige Mannschaften nicht passieren.

Mainz 05 gewinnt in Mörschied

Fußball Fast 2000 beim Testspiel gegen Koblenz

Mörschied. Ein Fußballfest feierten der TuS Mörschied und der TuS Breitenthal – und fast 2000 Zuschauer feierten beim Testspiel von Bundesligist FSV Mainz 05 und Regionalligist TuS Koblenz mit. 4:0 siegten die Nullfünfer mit ihrem neuen Trainer Sandro Schwarz. Ex-Nationaltorwart René Adler stand nur in der zweiten Hälfte im Kasten. In den ersten 45 Minuten hütete der Guldentaler Jannik Huth das Mainzer Tor und hatte überraschend viel zu tun, denn Koblenz agierte mutig und offensiv. Viel Lob heimsten Mörschieder und Breitenthaler für ihre tolle Organisation ein.

Ein besonderer Tag für die Einlaufkinder aus Mörschied und Breitenthal: Vor fast 2000 Zuschauern betreten sie mit den Stars den Rasen.Foto: Joachim Hähn